Wasser für das Kloster Thierhaupten
Da ein Kloster sich selbst versorgen musste, war auch eine ausreichende Wasserversorgung nötig.
In den Regeln des Hl. Benedikts von Nursia (480-553) wird gefordert:
„Soweit möglich soll das Kloster derart angelegt sein, dass alles Notwendige, nämlich Wasser, eine Mühle, ein Garten und Werkstätten … sich innerhalb der Klosterumwehrung befindet…“
Angesichts der kulturellen Kontakte der Klöster untereinander und der Nähe zur Reichsstadt Augsburg ist anzunehmen, dass Thierhaupten vom Können der dortigen Wasserbau-Experten schon früh profitiert hatte.
So steht im Grund- und Urkundenbuch des Klosters Thierhaupten im Jahr 1558:
„…die Ach auf zwei Mühlen geleitet und das neue Wasserwerk angelegt…“.
Abt Benedikt Gaugenrieder (1553-1597) ließ direkt unterhalb des Klosters am Ufer der
Friedberger Ach ein Pumpwerk erbauen, um die Klosteranlage mit Wasser zu versorgen.
Dadurch gab es innerhalb der Klostermauern Trinkwasser für Mensch und Tier ebenso wie
Nutzwasser für Hygiene und Bewässerung. 1803 wurde das Kloster säkularisiert. Die Kloster- und Ökonomiegebäude inklusiv Wasserhaus gingen in Privatbesitz über. Ab 1869 wurde das Kloster von Familie Gruner als Gutshof bewirtschaftet. Als „Radwerk Gruner“ war das Wasserhaus bis 1954 in
Betrieb.
Heute ist das substanzgesicherte historische Gebäude im Besitz der Marktgemeinde Thierhaupten.
Es kann nicht besichtigt werden. Die Funktionsweise des Wasserhauses mit seinen wasserkraftgetriebenen Pumpen ist im Klostermühlenmuseum erklärt.
Die klösterlichen Wasserleitungen sind aus axial durchbohrten Baumstämmen angefertigt gewesen. Eine aus Kiefernholz gebohrte sog. Deichel ist noch erhalten (um 1800) und kann im Klostermühlenmuseum besichtigt werden. Zum Fertigen dieser Röhren verwendete man lange eiserne Bohrer. Deichelbohrer mussten geschärft und entrostet sein, damit sie die Holzkerne aus den Stämmen gut herausschnitten. Am Mühlentag (Pfingstmontag) können Besucher diese alte Handwerkskunst erleben und selber beim Bohren mit Deichelbohrern Hand anlegen.