Ölmühle
Im Bereich der Ölmühle erwartet die Besucher eine nachgebaute Ölstampfe,
eine Presse und ein Wärmeofen.
An einer Ausstellungstafel werden die heimischen Ölfrüchte vorgestellt, aus denen Öl gewonnen wurde.
Im Sommer können im Mühlengarten Ölpflanzen wie Lein, Leindotter, Mohn, Sonnenblumen usw. angeschaut werden.
Geschichte der tierischen und pflanzlichen Fette und Öle
Für den Menschen waren tierische und pflanzliche Fette wegen des hohen Gehalts an verwertbarer Energie schon immer lebensnotwendige Bestandteile der Ernährung. War in der Antike im mediteranen Raum der Ölbaum maßgeblicher Öllieferant, so ist uns aus dem asiatischen Raum der Sesam bekannt. In unserem kühleren Klimabereich gedeihen diese Ölgewächse nicht, und so standen den Menschen hier in vorgeschichtlicher Zeit überwiegen tierische Fette zur Verfügung. Als Jäger und Sammler ernährten sie sich weitgehend von Wild, Fisch und Samen, also Eiweiß und Fett. In der weiteren Entwicklung wurden Haus- und Nutztiere gehalten, die neben Fleisch eben auch Speck und Talg lieferten. Erst nachdem die Menschen seßhaft geworden waren und Ackerbau betrieben, wurden auch ölhaltige Pflanzen angebaut. Mohn, Lein (Gespinnst) und Saflor (Färbepflanze) dürften die ersten wichtigen ölhaltigen Pflanzenkulturen gewesen sein, deren Samen gerne bis ins Mittelalter hinein verzehrt wurden.
Mit den Römern wurde auch Olivenöl in die transalpinen Kolonien gebracht. Dieses teuere Importöl war für den normalen Bürger aber unerschwinglich, daher waren bis ins Mittelalter hinein die tierischen Fette Schmalz, Speck und Talg weitgehend unersetzlich. Erst im Verlauf der weiteren Entwicklung lernte man Öl aus den fettreichen Samen von Mohn, Lein u. a. zu gewinnen. Erstmals wird die Ölgewinnung aus Samen in Deutschland um das Jahr 1150 in einer Schrift des Mönches Theophilius erwähnt. Er schreibt über die Bereitung des Leinöls: „Nimm Leinsamen und trockne ihn in einer Pfanne ohne Wasser über dem Feuer. Dann bring ihn in den Mörser und stampfe ihn mit dem Stößel, bis er ein feines Pulver ist. Hierauf schütte es abermals in die Pfanne und mache es mit einem Aufguß von etwas Wasser tüchtig warm. Wickle es dann in ein neues Leinen, lege es auf die Presse, mit der Oliven-, Nuß- oder Mohnöl gepresst wird.“ Im Jahr 191 findet sich in den Akten der Stadt Frankfurt ein Ölschläger namens Johann, der mit einer Schlag- und Stampfvorrichtung zum entölen von Feldfrüchten arbeitete. In späteren Jahren tauchen verschiedenen Orts Ölschläger und Ölhändler auf. Öl diente aber nicht nur der menschlichen Ernährung sondern fand auch für andere Zwecke Verwendung, z. B. Lampenöl, das man in erster Linie aus Leinöl gewann.
Trotz weiterer technischer Fortschritte und immer neuen Verwendungsgebieten blieb die Ölmüllerei bis Anfang des 9. Jh. ein handwerklicher Kleinbetrieb.
Hydraulische Presse
1819 wurde auf der Pariser Industrieausstellung eine hydraulische Presse für die Ölgewinnung vorgestellt. Diese Neuerung vergrößerte die Verarbeitungskapazitäten erheblich. Da die Nachfrage an Schmiermitteln für Maschinen aller Art sprunghaft anstieg, verstärkte sich auch der Rapsanbau. Etwa ab 1860 hatte die hydraulische Presse die alten Stampfmühlen verdrängt. Damit begann das Zeitalter der industriellen Ölmüllerei.
Nachdem im Zeitraum von 1875 bis 1913 die Bevölkerun um rund 25 Mio. wuchs, konnte der ständig steigende Bedarf an Fetten und Ölen über die tierische Produktion nicht mehr befriedigt werden. Zudem wurde der Lein von der billigeren Baumwolle verdrängt. Damit hatten einheimische pflanzliche Speiseöle ihre Bedeutung fast gänzlich verloren. Heute werden in den deutschen Ölmühlen meist importierte Ölfrüchte wie Soja, Raps u. a. verarbeitet.
Die Ölstampfe:
Drei bis acht Stampfenpaare aus Buchenholz standen senkrecht in einem Gerüst nebeneinander. Sie verjüngten sich nach unten und waren mit eisernen Schuhen versehen. Die Daumen der mit dem Wasserrad verbundenen Welle hoben die Stampfen abwechselnd hoch und durch ihr Eigengewicht von 40-100 Pfund zerquetschten sie beim Herunterfallen die ölhaltigen Samen mit 40-50 Hüben pro Minute. Die Ölfrüchte lagen im Grubenstock. Dieses war ein schwerer Holzblock, in welchen Höhlungen, den Stempeln angepaßt, eingehauen waren. Der Boden dieser Stampfmulde bestand aus einer Eisenplatte. Aus späterer Zeit sind uns auch in Form gegossene Stampftröge bekannt, welche mit Brettern eingehaust den Grubenstock ersetzten.
Wichtig war, daß die Stampfmulden und –tröge die entsprechend rundovale Form hatten, damit sich das Stampfgut gut umwenden und immer wieder unter den schweren Stampfen zu liegen kam.
Wollte man die Stampfe abstellen, hob man die Stempel über die Reichweite der Daumen hoch und befestigte sie mit einem Aufstecknagel an der Fanglatte. Die fertig gestampften Ölfrüchte mussten nun mit einem Holzbrettchen aus den Stampfmulden herausgeschabt werden. In einer Holzkiste trug man den öligen Schrot anschließend zum Wärmeofen und schüttete ihn in die eingelassene flache Pfanne. Unter ständigem Rühren erwärmte man nun das Gut bis auf max. 40 Grad Celsius. Damit konnte das nun leichtflüssigere Öl besser ausgepresst werden. Ursprünglich verpackte man das warme Pressgut in Haartücher aus Roß- und Kuhhaaren; in späterer Zeit, wie auch hier im Museum zu sehen, kam es in eine eiserne Preßform zwischen zwei Lochplatten und Haarfilze.
Das Auspressen selbst erfolgte dann in der Keilpresse. Hier gab es zwei Varianten: entweder wurden die Keile mit zwei vertikalen, sehr starken Stampfen eingeschlagen, dies war die Stempel- oder Rammpresse, oder wie hier mit einer horizontal schlagenden Hammer- oder Schlägelpresse gegeneinander getrieben.
Die Keil oder Schlägelpresse:
Diese bestand entweder aus einem dicken liegenden Eichenstamm mit entsprechender Aushöhlung oder aus gegeneinander verschraubten schweren Hölzern, in deren Aussparung zwischen den Keilen das Preßgut ausgepreßt wurde. Über einen zusätzlichen Nocken auf der Daumenwelle wurde ein Hebel nach unten gedrückt der dabei die Hammerwelle ein Stück drehte. Hierbei hob sich der mit einem Stiel eingezapfte Hammer nach hinten hoch und fiel anschließend durch sein Gewicht von ca. 60 kg wieder nach unten. Dabei schlug er den Presskeil mit mehreren Schlägen ein. Der Presskeil drückt hierbei den Kern in die Preßform und das ausgepreßte Öl läuft in ein unter der Presse stehendes Gefäß. Ist genügend stark ausgepreßt, wird der Hammer mit Hilfe der schrägen Führungslatte nach links versetzt. Nun schlägt er mit Wucht gegen die Spitze des Lösekeils und man kann die Pressform herausnehmen. Mancherorts wurde der fest zusammengepresste Ölkuchen noch einmal gestampft, unter Zugabe von Wasser ein zweites Mal erhitzt und wieder ausgepresst. Dieses zweite, minderwertige Öl diente meist als Brennöl. Der zurückbleibende Ölkuchen war ein hochwertiges Futtermittel.
Trotz stetig steigender Bedeutung der pflanzlichen Fette und Öle in der Nahrungsmittelkette und in der Chemie verschwanden die Ölmühlen als handwerkliche Kleinbetriebe gänzlich. Zurück blieben nur noch wenige vor sich hinrottende Stampfen, irgendwo ein Gasthof „Zur Ölmühle“, der Hausname „Ölmüller“ oder Name „Ölschläger“.